Big Five For Life
Bestseller-Autor John Strelecky im Interview

Der US-Autor John Strelecky (l.) war gemeinsam mit seinem Neffen Cole Bridges in Wien zu Gast.
  • Der US-Autor John Strelecky (l.) war gemeinsam mit seinem Neffen Cole Bridges in Wien zu Gast.
  • hochgeladen von Andreas Edler

WIEN. Vor mehr als zehn Jahren haben Sie Ihren Bestseller "Das Café am Rande der Welt" geschrieben. Wie verändern sich unsere Ziele und Wünsche, wenn wir älter werden?
JOHN STRELECKY: Als ich die Fortsetzung "Wiedersehen im Café am Rande der Welt" geschrieben habe, konnte ich etwas Neues, Anderes in die Geschichte mitbringen. Die wichtigste Veränderung: Ich hatte eine Tochter. Diese Erfahrung verändert dich. Du schaust mit einem anderen Blick auf die Welt. Das fließt auch in meine Texte ein. Der Protagonist, Mike, redet viel über seine Tochter. An einer Stelle spricht Mike darüber, dass er niemals die Stimme gegen seine Tochter erheben wird. Er trifft diese Entscheidung bewusst und verspricht es sich und seiner Tochter. Das war eine Entscheidung, die ich getroffen habe, als meine Tochter geboren wurde. Großteils, weil ich anders aufgewachsen bin. Für meine Tochter will ich einen ganz anderen Weg gehen. 

Wem würden Sie Ihr Buch empfehlen? Einem 17-Jährigen oder einem 50-Jährigen in der Midlife-Crisis?
Ich habe Leser aus beiden Kategorien getroffen, die behauptet haben, dass das Buch ihr Leben verändert hätte. Ich war erst vor kurzen in einem Buchladen und sah eine Frau mit dem Buch. Ich fragte sie, wie sie das Buch gefunden hätte. Sie antwortete, sie hätte es nicht gefunden, das Buch hätte sie gefunden. Wenn Menschen offen genug sind, dann findet das Buch diese Menschen.  Die Mehrheit der Leser wird wohl zwischen 18 und 35 Jahren sein. Irgendwann fragt sich jeder: Was will ich mit meinem Leben machen?

Sie haben den Begriff "Big Five for Life" geprägt und auch ein eigenes Buch darüber geschrieben Fünf Ziele, die man sich im Leben stecken sollte. Was sind Ihre "Big Five"?
Zum Einen eine gute Beziehung mit den Menschen zu haben, die mir Nahe stehen. Der Geburtstag meiner Tochter ist zum Beispiel wichtiger als vieles andere. Den lasse ich nicht aus. Dann natürlich das Reisen. Derzeit mache ich das gemeinsam mit meinem Neffen Cole. Wichtig ist mir auch, die Willenskraft zu meistern – " to master mind over matter". Ich will mir bewusst sein, wie meine Einstellungen meine Handlungen beeinflussen. Dabei ist mir eines aufgefallen: Viele Dinge, von denen wir glauben, dass sie wahr sind oder dass sie etwas wert sind, sind Dinge, die wir in einem Film gesehen, in einem Buch gelesen haben , oder jemand hat sie uns erzählt. Aber sind es tatsächlich Dinge, die wir wirklich wollen? Ich möchte so viele Menschen wie möglich inspirieren. Dinge wie dieses Interview sind mir wichtig. Wir tauschen unsere Gedanken aus und ein Leser kann sich daraufhin Gedanken machen, weil wir gemeinsam Zeit verbracht haben.  Mein letztes Ziel bringt viele zum Lachen: Ich will einen Song schreiben und damit in die Top-10-Charts kommen.

Was würden Sie Ihrem 21-jährigen Ich sagen wollen?
Ich würde ihm das Konzept von "Wie" vs. "Wer" erklären – ohne Zweifel. Wer sich positiv verändern will, darf nicht nach dem "Wie" fragen, sondern muss sich die Frage stellen: "Wer hat das schon gemacht?" Das wäre der mächtigste Gedanke, den ich damals hätte lernen können. Und ich würde ihm sagen, dass er dranbleiben soll. Zuletzt würde ich ihm sagen, dass er seinem Instinkt trauen soll.

Für viele Menschen scheint positive Veränderung unerreichbar. Sie arbeiten von Lohnzettel zu Lohnzettel. Es gibt den Begriff "Working Poor". Was sagen Sie denen?
Ich bin arm aufgewachsen. Ich war einige Male deutlich unter der Armutsgrenze. Dann gab es einen entscheidenden Punkt in meinem Leben: Mit 21 Jahren hatte ich drei verschiedene Jobs, um durchzukommen. Ich war auf dem Weg von meinem Morgenjob zu meinem Nachmittagsjob. Es war Februar, kalt und windig. Mein uraltes Auto brannte auf der Autobahn und ich dachte: Etwas wird sich ändern.

Also geht es um eine proaktive Entscheidung?
Ja. Es kommt der Punkt, wo du zu dir selbst sagen musst: Ich will so nicht mehr leben. Damals dachte ich mir: Wie werde ich mich verändern? Das Problem ist: Mit der Frage nach dem "Wie" trifft man nur auf Barrieren und Hindernisse. Was ich gelernt habe, und was ich weitergeben will, ist folgendes: Es geht nicht um das "Wie", es geht um das "Wer?" – Wer macht das, was ich machen will, bereits? Wer lebt bereits so, wie ich leben will?Wenn ich weiß, was ich machen will, ist es heute ziemlich leicht, die Lebensgeschichte von Vorbildern im Internet zu studieren und zu lernen, was die gemacht haben. Vielen kann ich sogar eine Frage schicken – direkt.

Was werden Sie in Wien noch machen? 
Ich möchte meinem Neffen die Stadt zeigen. Es ist so anders als daheim in Florida. Hinter jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Es gibt so viel Geschichte. Vor 200 Jahren gab es in den USA praktisch nichts, keine großen Gebäude. Hier war das Zentrum der Welt. Ich liebe Geschichte. Ich habe einen Kurs in Europäischer Geschichte besucht und viel über die Habsburger gelernt. Das ist alles schön und gut, wenn man darüber lernt. Aber wenn du wirklich da bist und alles wirklich siehst, dann ist das etwas ganz anderes. Hier konzentrierte sich so viel europäische und globale Geschichte. Wir sind dort, wo Mozart gespielt hat. Ich meine, der Typ hat hier in einem Sessel gesessen und gespielt. Das ist fantastisch.


Buchtipp: Das Café am Rande der Welt

"Das Café am Rande der Welt" ist im dtv Verlag erschienen. Bei Thalia ist es für 9,20 Euro als Taschenbuch erhältlich. 

Buchtipp: The Big Five For Life

"The Big Five for Life – Was wirklich zählt im Leben" gibt es auch im dtv Verlag. Hier geht's zur online Bestellung bei Thalia. 

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